Im Laufe der Jahre ist die Stadt Spitzenreiter in Sachen moderner Architektur geworden, ein Mekka für Architekten. Wo gibt es eine Skipiste auf dem Schrägdach einer Müllverbrennungsanlage? Hier: CopenHill genannt. Wo kann man im sauberen Hafen sogar baden? Dänische Architekten wie Lundgaard, Tranberg, Utzon, Ingels, Lund und andere haben ihre Signaturen in der ganzen Welt hinterlassen, so in Sydney, New York, Dubai und vielen anderen Städten.
Die spektakuläre Neue Oper ist das Geschenk des Reeders Mærsk Mc-Kinney Møller, hat aber leider einen Pferdefuß: Die Stadt muss für die immensen Unterhaltungskosten aufkommen. Bei dem Ausbau der altehrwürdigen königlichen Bibliothek an der Hafenfront macht die Fassade aus schwarz glänzendem Marmor das Gebäude zu einem „Schwarzen Diamanten” (Den Sorte Diamant).
Atemberaubend ist hier die Verknüpfung von Alt- und Neubau. Die Idee, dass man alte Bausubstanz mit dem Neuen verbinden kann, findet sich in sehr vielen Projekten. Man muss bei all den gezeigten Gebäuden ganz tief in die Kiste geeigneter Adjektive greifen und kommt dann auf einmalig, futuristisch, spektakulär, hypermodern, charmant. Aber auch Schattenseiten dieser „Neuen Welt”, dieses Booms, werden angesprochen, wenn Wohnungen in den attraktiven Vierteln für Krankenschwestern und Polizisten in ihrer Stadt durch die Preisexplosion unerschwinglich werden oder die Balkone gerade eine Kiste Bier aufnehmen können. Wie Architekten ihre Ideen über alles stellen, wurde an zwei Stellen deutlich. Die kühnen Konstruktionen führen manchmal dazu, dass bestimmte Bereiche der Häuser nicht mehr gesäubert werden können und verdrecken. Bei der ökologischen Begrünung der Häuser fehlen oft die Überlegungen dazu, wie später die Bewässerung und die Pflege des Grüns gewährleistet werden kann. Trotzdem: Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird auch gepflegt in der Niedrigenergie-Bauweise und in der Wahl der eingesetzten Materialien.
Die drei aufgeführten Beispiele sind nur ein winziger Auszug für eine Fülle weiterer architektonischer Leckerbissen, die von Dr. Laszig präsentiert wurden. Seine Kommentare waren nicht nur informativ und kenntnisreich, sondern forderten den Laien allein durch die Zahl der gezeigten Objekte heraus. Da der Vortrag aber auch mit einem Schuss Humor und mit Ironie gewürzt war, wurde es nie langweilig. Und so gab es am Schluss des Vortrags natürlich viel Applaus für den Referenten – und viele neue Erkenntnisse bei den zahlreichen Zuhörern, darunter auch unsere Ehrenvorsitzende Marietta Killinger.
Das mag auch vielleicht bei einigen dazu geführt haben, diese Objekte nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in natura sehen zu wollen. Die innere Kompassnadel sollte dann auf Kurs Nord gestellt werden.
Dass Herr Dr. Laszig gelernter Urologe ist, sei nur am Rande vermerkt.
PS 1: Nicht erwähnt werden muss, dass der an das Referat anschließende reich gedeckte Tisch einer möglichen Unterzuckerung erfolgreich entgegengewirkt hat.
PS 2: Wer hätte den Architekten der Hamburger Hafencity nicht auch ein wenig mehr Kreativität und architektonischen Mut anempfohlen?